Campus-Tag 2026: Die Haidhausener Nachbarschaft entdecken

Am vierten Campus-Tag erkundeten Mitarbeitende des Don Bosco Campus die Nachbarschaft im Stadtviertel Haudhausen.
München – Rund 100 Teilnehmende folgten der Einladung des Campus-Rats und konnten in einer von sechs Entdeckungstouren Orte in der Nachbarschaft im Münchner Stadtviertel Haidhausen kennenlernen: den Bayerischen Landtag, das Trauerhaus am Ostfriedhof, die Kirche St. Johann Baptist sowie die Katholische Stiftungshochschule (KSH), das Edith-Stein-Gymnasium und die Jugendkirche im Kirchlichen Zentrum.
Am Nachmittag stellte Prof. Raika Lätzer von der KSH eine Frau vor, die das soziale Bild von Haidhausen entscheidend geprägt hat: Ellen Ammann (1870–1932). Eine Meditation sowie Kaffee und Kuchen schlossen einen Tag der Begegnung und des Austauschs ab.
In Haidhausen verwurzelt: der Campus Don Bosco
Bei Kaffee und Brezen begrüßte P. Stefan Stöhr im Namen des Campus-Rats Mitarbeitende von jeder Einrichtung des Campus Don Boscos: vom Provinzialat der Salesianer Don Boscos, vom Kinderhaus Casa Don Bosco, von der Caritas Don Bosco Fachakademie für Sozialpädagogik sowie der Caritas Don Bosco Berufsfachschule für Kinderpflege, vom Salesianum, von der Pfarrei St. Wolfgang, von der MiA-Akademie sowie von Don Bosco Medien.
„Der Campus ist ein Ort der Arbeit, aber auch für Begegnung. Denn er besteht nicht nur aus Steinen, sondern aus Menschen“, betonte P. Stöhr. „Hier leben Jugendliche, für die der Campus ein Zuhause ist, und viele Menschen kommen jeden Tag zum Arbeiten hierher. Der Campus ist auch ein Ort des Lernens und des Glaubens.“ Doch der Campus ist auch im sozialen Nahraum, im Stadtteil Haidhausen, verwurzelt. Und diesen sozialen Nahraum konnten die Teilnehmenden am diesjährigen Campus-Tag erkunden und dabei Kolleginnen und Kollegen aus anderen Einrichtungen kennenlernen.
Nach dem Auftakt trafen sich die Teilnehmenden der verschiedenen Entdeckungstouren an ihren Sammelpunkten. Dabei entstanden bunt gemischte Gruppen, die die Vielfalt des gesamten Campus widerspiegelten – ganz im Sinne der Organisatoren.
Ein Ort für Trauer: Trauerhaus am Ostfriedhof
Die erste Tour ging zum neuen Trauerhaus am Ostfriedhof. Die Erzdiözese München Freising baut dort eine Anlaufstelle für Trauernde auf. Die Theologin Sonja Eichelbaum leitet das Haus und stellte das Konzept vor. Eine Mitarbeiterin von Don Bosco Medien zeigte sich beeindruckt von dieser in Deutschland einzigartigen Einrichtung: „Ich fand es toll, was dort gemacht wird. Vielleicht könnten wir mit unseren Verlagstiteln zum Thema Trauer das Angebot dort unterstützen.“
Kirchenräume entdecken: Jugendkirche und St. Johann Baptist
Die zweite Tour führte zum Kirchlichen Zentrum, einem wichtigen Bildungsstandort im Zentrum von Haidhausen an der Preysingstraße. Dort zeigte der Künstler und Pastoralreferent Raoul Rossmy der Gruppe zunächst die Jugendkirche.
In dem schlichten, hellen Kirchenraum ist in der Mitte eine Bühne aufgebaut, darüber eine Vielzahl an Scheinwerfern und Lautsprechern. An einer Seite stehen ein Altar und ein Kreuz aus Metalldraht. „Wir sind hier am äußersten Spektrum, an das man in einem katholischen Kirchenraum gehen kann“, erläuterte Rossmy das Konzept der Jugendkirche. Und auch in der Gruppe war spürbar, dass diese Kirche polarisiert. Hier wollen er und das Pastoralteam Jugendlichen einen Raum zum Ausprobieren geben. Sie versuchen mit ihren kreativen Angeboten vor Ort und darüber hinaus, eine neue Sprache zu finden, um Familien und junge Menschen wieder für Kirche und Glauben zu begeistern.
Auch als Künstler versucht der in Haidhausen aufgewachsene gebürtige Münchner den Kirchenraum in einem neuen Licht erscheinen zu lassen. Seine großformatigen, tiefgründigen Bilder hat er bereits in mehreren Kirchen ausgestellt. Sein Atelier hat der Hobbymaler in einem Abstellraum hinter der Orgel von St. Johann Baptist.
Auf dem Weg zu Raoul Rossmys „Atelier“ durch das Kirchenschiff von St. Johann Baptist waren dann Orgelklänge zu hören. Kirchenmusiker Stefan Ludwig erklärte einer anderen Gruppe der Campus-Tour die verschiedenen Register der eindrucksvollen Reger-Orgel. P. Alfons Friedrich konnte mit Detailwissen zur Geschichte, zur Glasmalerei und zu den Jugendstil-Elementen den Teilnehmenden einen umfassenden Eindruck dieses neugotischen Kirchenbaus geben.
Das Edith-Stein-Gymnasium auf dem Weg zur Klimaschule
Die nächste Gruppe wurde von P. Rainer Reitmaier zum Edith-Stein-Gymnasium im Kirchlichen Zentrum geführt. Dort erfuhren die Gruppenteilnehmer, wie sich eine Schulgemeinschaft zusammen für Nachhaltigkeit einsetzt.
Mit viel Herzblut und Engagement – besonders von den Schülerinnen und Schülern selbst – hat es das Gymnasium geschafft, als „Klimaschule Gold“ zertifiziert zu werden. Von den Herausforderungen dieses Projekts erzählten die Umweltbeauftragte der diözesanen Schulen, Johanna Tyllack, und die Lehrkräfte Dr. Ute Kistner-Grabenstein und Andreas Maier. Dazu gehört beispielsweise, den CO2-Fußabdruck zu bestimmen oder auf nachhaltige Mobilität zu achten.
Die größte Herausforderung besteht laut Organisatoren darin, immer wieder Kompromisse mit den anderen Bedürfnissen der Schulgemeinschaft zu finden. Den Skikurs abzuschaffen, sei kaum durchzusetzen, aber die Lehrerinnen und Lehrer könnten darauf verzichten, mit dem Flugzeug zu Klassenfahrten ins Ausland zu reisen.
Hinter den Kulissen der KSH und des Bayerischen Landtags
Die Katholischen Stiftungshochschule (KSH) ist eine weitere Bildungseinrichtung auf dem Gelände des Kirchlichen Zentrums. Prof. Dr. Andreas Schwarz führte durch das neue Gebäude und stellte das Konzept der Hochschule vor. Vor allem die zahlreichen jungen Studierenden der Fachakademie für Sozialpädagogik nutzten die Gelegenheit, und stellten dem Vizepräsidenten der KSH Fragen zu den verschiedenen Studiengängen, die für sie im Anschluss an ihre Ausbildung in Frage kommen könnten.
Zur äußersten Grenze von Haidhausen führte die sechste Tour. Das Ziel war der Bayerische Landtag. Der Weg dorthin verlangte sportliches Engagement, doch der Blick hinter die Kulissen, den MdL Thomas Huber den Mitarbeitenden des Don-Bosco-Werks gab, war diese Anstrengung wert.
Mittags kehrten alle Tourenteilnehmer zurück zum Campus Don Bosco und stärkten sich beim gemeinsamen Mittagsessen im Speisesaal des Salesianums.
Ellen Ammann: weibliches Vorbild für soziales Engagement
Am Nachmittag stand ein weibliches Vorbild für soziales Engagement im Mittelpunkt. Prof. Raika Lätzer von der KSH stellte Ellen Ammann vor, eine der ersten weiblichen Abgeordneten im Bayerischen Landtag. Die gebürtige Schwedin kam 1890 im Alter von 20 Jahren zu ihrem Ehemann nach München und gründete im Laufe ihres Lebens zahlreiche soziale Verbände wie den Mädchenschutzverein oder die Katholische Bahnhofsmission. Zudem war sie eine engagierte Stimme in der Frauenbewegung.
P. Stöhr betonte im Anschluss an den Vortrag, dass Ellen Ammann ein beeindruckendes weibliches Vorbild für das Don-Bosco-Werk sei. Sie kämpfte für ihre Sache. Auch das Don-Bosco-Werk müsse die Themen und Anliegen als sozialer Träger immer wieder in die Öffentlichkeit und in die Politik bringen.
Netzwerk auf dem Campus weiterknüpfen
Mit einem von P. Reitmaier geleiteten Impuls fand der Campus-Tag 2026 seinen Abschluss. Bei Kaffee und Kuchen konnten sich die Teilnehmenden noch einmal über die gesammelten Eindrücke austauschen.
Das Ziel des Campus Tages war es, Menschen auf dem Campus Don Bosco miteinander in Kontakt zu bringen und zusammen in die Nachbarschaft zu schauen und sich zu vernetzen. Der Campus-Rat freute sich, dass dieses Angebot von so vielen Menschen wahrgenommen wurde. Sie knüpften so das Netzwerk des Campus Don Boscos weiter, damit er auch in Zukunft ein lebendiger Ort der Begegnung bleibt.
Text: Marion Neuwirth; Fotos: Bayerischer Landtag, Florian Hauner, Marion Neuwirth, privat